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Über Hornburg zur Hubertuskapelle und zurück

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Fahrtroute Tour 3
   2    Klein Vahlberg
   3    Hornburg
   4    Liebenburg
   5    Lutter am Barenberge
   6    Hainberg
   7    Wohldenberg
   8    Schloss Oelber
   9    Burg Lichtenberg
   10  Gebhardshagen
   11  Heiningen
   12  Dorstadt
 
 
    Kurzfassung für Eilige

Tour Nr. 3 – ca. 140 Kilometer

Bestandteil der Webseite "Im Braunschweiger Land"

Unsere Adresse: http://www.braunschweig-touren.de

 

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1 Groß Vahlberg

 

Von Schöppenstedt über Groß Vahlberg nach Klein VahlbergVon Schöppenstedt kommend, 25 km östlich von Braunschweig an der Südseite des Elms gelegen,  sehen wir links auf einem Hügel am HGalgenberg von Klein Vahlbergorizont einen einsamen Baum, der uns „schaudernd“ an einen Galgen erinnert. In Klein Vahlberg werden wir ihn wiedersehen. Nur Geduld!   

 

Das Ortsbild des erstmals 1242 urkundlich erwähnten Groß Vahlberg wird hauptsächlich von dem Rittergut derer von Münchhausen bestimmt.

Wappen derer von Münchhausen

1776 hat ein Zweig dieser berühmten Familie das Gut erworben und bis heute in seinem Besitz behalten.

Ungeschützt Rittergut derer von Münchhausenvon Wällen oder Wassergräben hat es in Kriegszeiten ungewollt Einquartierungen und Plünderungen über sich ergehen lassen müssen. 1641, im 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648), hat die kaiserliche Armee die Hälfte des Dorfes in Brand gesteckt.

 

Auf dem Hof dieses schon wegen seiner Größe beeindruckenden Gutes wurde das Kavaliershaus(1) des 1813 abgerissenen Schlosses Salzdahlum, zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel, wieder errichtet.

 

Blick in den GutsparkHinter dem Hof befindet sich ein um 1800 im Stil eines englischen Garten angelegter Gutspark, der jedoch leider der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Aber einmal herumgehen und durch den Zaun schauen sollte man schon.

 

Übrigens, heute reitet bestimmt keiner mehr der Nachfahren des berühmten Lügenbarons Münchhausen auf Kanonenkugeln, eher schon auf einem Pferd.

 

 

 

Jahreszahl der Erbauung der Kirche. Zu damaligen Zeit wurde die Ziffer 4 in dieser Form als halbe 8 dargestellt.Kirche in Groß VahlbergDas Innere der 1421 erbauten Kirche lässt erkennen, welche Rolle der Adel in Groß Vahlberg auch heute noch spielt. In der so genannten „Prieche“ sitzen schon seit Jahrhunderten beim Gottesdienst die Gutsherren, denn in Groß Vahlberg ist noch eines der letzten Patronate Niedersachsens lebendig (Stand 2002).

 

 

Grabstein der Maria von Münchhausen (1838-1895)

In dem kleinen Waldstück rechts des Wanderweges finden wir die Grabstätte.Oberhalb des Gutsparkes führt am Fuße der Asse ein wunderschöner Wanderweg zu den ehemaligen Grabstätten derer von Münchhausen.

 

Inmitten des kleinen Wäldchens finden wir die gepflegte Anlage mit Gräbern aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

 

 

Blick über die Grabstätte in Richtung Schöppenstedt

 

 

 

Allein der herrliche Ausblick auf die Senke zwischen Asse und Elm ist einen Besuch wert. Und der weiterführende Wanderweg könnte uns verleiten, schon hier unsere Tour abzubrechen. Doch wir müssen weiter; vielleicht ein anderes Mal.

 

 

 


(1) Kavalier

Zunächst Angehörige eines ritterlichen Ordens, dann jeder Adelige.

 

 

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2 Klein Vahlberg

 

Oberhalb Der Meeschebergvon Klein Vahlberg, Mitte des 17. Jahrhunderts noch umgeben von Gruben, aus denen früher verschiedenfarbiger Alabaster(1) gefördert wurde,  befindet sich der vier Meter hohe „Meescheberg“.

 

Er ist  ebenso wie der uns bereits aus Tour 1 bekannte Tumulus in Evessen ein Grabhügel aus der Bronzezeit und wurde somit vor rund 3.800 Jahren angelegt. Von hier hat man einen herrlichen Rundblick auf die umliegende Landschaft und die umgrenzenden Höhenzüge, im Süden der Harz, im Norden der Elm und im Westen die Asse.

 Der Galgenberg

Richtung Norden erblicken wir in nur wenigen hundert Metern Entfernung den uns schon von der Hinfahrt bekannten „Galgenberg“. Im Gegensatz zum Meescheberg wurden an diesem Grabhügel Ausgrabungen durchgeführt.

 

1907 fand Franz Fuhse in seinem Zentrum eine beigabenlose, O-W- orientierte Körperbestattung sowie zwei Hockerbestattungen. Eine Hockerbestattung

Vor dem Gesicht der östlichen Hockerbestattung lagen eine Silexklinge, eine geschweifte Henkeltasse und eine kalottenförmige Schale mit Standfuß. Vermutlich gehören die Gräber in den Übergang zwischen Spätneolithikum und früher Bronzezeit. Darüber war die zunächst noch kleine älteste Hügelschüttung angelegt.

 

Darauf folgte eine zweite Hügelphase, zu der eine rechteckige, aus Bruchsteinen gelegte Steinpackung gehörte, die eine bereits beraubte Körperbestattung enthielt.

 Grabbeigaben

Oberhalb der Steinpackung wurde eine 1,57 Meter große, grazile Frau in der ersten Hälfte des 7.Jahrhunderts bestattet. Neben ihr fand man einen Wölbwandtopf mit Standboden, ein fast völlig vergangenes Holzgefäß mit u-förmigen Randbeschlägen aus Bronzeblech sowie blaue und gelbe Glasperlen, eine Schilddornschnalle mit rechteckigem Beschlag und eine massiv gegossene Riemenzunge mit einer im Tierstil gehaltenen Verzierung aus vergoldeter Bronze. (Verkürzt wiedergegebener Text aus der Webseite der Bezirksregierung Braunschweig).

 

Blick vom Galgenberg Richtung SchöppenstedtEs war wirklich ein Galgenberg! Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war er eine Hinrichtungsstätte. Der Galgen befand sich am Südrande des Hügels. Schrecklich schön. Und wieder sieht man in Gedanken leicht im Wind pendelnde ..., allerdings am Baum...

 

 

Fahren wir lieber weiter. Über Remlingen, Klein Biewende gelangen wir nach Kalme.

Hinter Kalme stoßen wir in einer scharfen Rechtskurve auf einen Hügel, auf dem sich ein von Buschwerk eingehülltes Bauwerk verbirgt, mit einem Zaun und großem Tor gegen Eindringlinge geschützt. Es ist groß und rund. Ein Raumschiff?  Eine Halle für Großveranstaltungen? Mehrere Male sind wir schon daran vorbeigefahren.

Und endlich, im Frühjahr 2002, treffen wir einen Landmann, der auf seinem Acker die Rüben zählt. „Da hat in den 1980ern ein Pharma-Unternehmen eine Abfalldeponie hingebaut. Die testen ja hier ihre Mittel für die Landwirtschaft. Und alles, was dadurch an Restmüll anfällt, lagern die da ein. Das Gebäude ist 50 Meter tief und hat auch einen Durchmesser von 50 Metern. Aber bald soll es ja wieder abgerissen werden.“

 

Und dann erzählt er noch, dass seinem Vater der Hügel mal für wenig Geld vom Bürgermeister angeboten wurde, aber der wollte nicht. „Und dann kam das Unternehmen und hat der Gemeinde eine Million DM (ca. 500.000 Euro) für das Grundstück auf den Tisch gelegt! Die könnte jetzt meine sein! Man darf gar nicht darüber nachdenken.“  Und dann zählte er wieder seine Rüben: “512, 513.....“ 

 

(1) Alabaster

Marmorähnliche, feinkörnige, reinweiße, durchscheinende Art des Gipses.

 

 

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3 Hornburg

 

 

Fahrtroute von Klein Vahlberg nach Hornburg

Die Altstadt von Hornburg ist ein Kleinod – ein historisches Kulturdenkmal von hohem Rang.  Das Rothenburg des Nordens. Nach dem traurigen Niedergang der Altstadt von Braunschweig im letzten Weltkrieg (hoffentlich war es auch der letzte) hat HorHaus Wasserstraße Nr. 7nburg u.a. für die Geschichte des niederdeutschen Fachwerks einen großen Wert erhalten.

 

1512 hat ein Stadtbrand Hornburg vernichtet. Nur das Haus Wasserstraße Nr. 7 hat dieses Ereignis überlebt und ist somit das älteste Haus des Ortes. Es wurde 1508 erbaut.

 

Eines der schönsten und größten Häuser war und ist das Neidhammelhaus aus dem Jahre 1563. „War“, weil 1972 durch Brandstiftung  der hintere Teil des HagenmühleHauses abbrannte, „ist“, weil die wertvolle Fassade erhalten blieb. 1996 wurde der Wiederaufbau für 1,5 Millionen DM (ca. 750 Tausend NeidhammelhausEuro) abgeschlossen. Wirklich gut angelegtes Geld.

 

Über sämtliche Häuser und verträumte Winkel hier zu berichten ist müßig. Da gibt es noch die sich in Privatbesitz befindliche Burg, den Garten der Sinne, die Hagenmühle (rechts) und, und....

 

Als ersten Besitzer der Burg wird Mitte des 11. Jahrhunderts das Stift Halberstadt genannt. Sie war eine Trutzfeste gegen die Braunschweiger Herzöge. 1113 belagerte und zerstörte sie Heinrich der V. . Aber sie wurde wieder aufgebaut.Die Hornburg

 

1166 zog der Halberstädter Bischof Ulrich von der Hornburg aus gegen Heinrich den Löwen. Doch der erkannte die Gefahr und auch er zerstörte die Burg.

 

1179 war es wiederum Heinrich, der die Burg nach einem neuerlichen Angriff des Bischofs fast dem Erdboden gleich machte.

 

Und nun traute der Bischof auch den inzwischen regierenden Söhnen Heinrichs des Löwen nicht mehr. Von 1193 bis 1201 erhöhte er die Wehrhaftigkeit der Burg durch stärkere Mauern und Wälle. Und das sollte sich auszahlen. Denn 1379 drangen die Braunschweiger wieder in Hornburg ein ... und wurden zurückgeschlagen.

 

1418 nahmen die Gebrüder von Asseburg die Anlage in Pfandbesitz, aber bereits 1433 fiel die Burg an den Braunschweiger Rat

 

Aber zuvor, nämlich 1430 zogen die Herzöge Heinrich und Wilhelm von Braunschweig gegeneinander zu Krieg. Heinrich eroberte die Hornburg und diese wurde nun zum vierten Mal zerstört.

 

Aber die Burg wurde wiederum sofort aufgebaut.  1583 kaufte sie das Halberstädter Domkapital. Von denen holte sie sich aber daraufhin Herzog Heinrich Julius von Braunschweig im Tausch gegen Kloster Stötterling.

 

Am 19. Januar 1645 wurde die arme Burg im 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648) von den Schweden wiederum völlig zerstört. Das war das fünfte Mal.

 

1910 errichtete der Privatbesitzer Georg Lüdeke auf den alten Grundmauern ein Blockhaus als Wohnbau. 1922 erfolgte der Neubau der Burg auf den alten Grundmauern. Und auch der Bergfried wurde erneuert. Sie wurde also fünfmal zerstört. Möge sie doch nun endlich ihren Frieden haben.

 

 

Übrigens, auch das Heimatmuseum ist einen Besuch wert. Hier werden nicht nur die Hintergründe der Hornburger Baulichkeiten erläutert, sondern es wird auch des wohl größten Sohnes der Stadt, Papst Clemens II. gedacht.

 

Die aufschlussreiche Seite der Stadt Hornburg gibt erschöpfend Auskunft. Am Besten die Seiten „Historische Altstadt“ ausdrucken und damit auf Stadtbesichtigung gehen. Übrigens Stadtbesichtigung: Von Mai bis Oktober finden am 1. Samstag jedes Monates geführte Stadtbesichtigungen statt. Nähere Auskünfte über diese E-Mail oder Telefon 05334-94910 (Stand 07/2002).

                 

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4 Liebenburg

 

Fahrtroute von Hornburg nach LiebenburgWir lassen Schladen mit der größten Schlangenfarm Europas, dieser sollten wir einen gesonderten Besuch widmen (siehe “Weitere Ausflugsziele“), rechts liegen,   überqueren die Autobahn und sind bald in Liebenburg.

 

Kurz vor dem Ortsende (hölzernes Hinweisschild) biegen wir rechts ab zur Liebenburg, die ursprünglich von Otto IV. errichtet, aber später zerstört wurde. 1292 wurde sie jedoch durch Bischof Siegfried II. von Hildesheim zum Schutz gegen die Herzöge von Braunschweig und Wolfenbüttel wieder erneuert. Ihr ursprünglicher Name lautete „Levenborch“.

 

1523 kam sie an Herzog Heinrich den Jüngeren. Von 1541 bis 1542 wohnte auch hier seine Geliebte, Eva von Trott. In vielen Legenden und Sagen tritt sie noch heute als die „weiße Frau“ auf, die im Burggarten und Burghof erscheint.

 

Im 30-jährigen Krieg (1618 – 1648) diente die Burg Tilly und Wallenstein als Unterschlupf und wurde 1633 durch ein schwedisches Dragonerregiment zerstört. Und  im Laufe der Zeit verlor sie mehr und mehr ihren Verteidigungszweck und verfiel.

 

1754 wurdSchloss Liebenburge sie fast vollständig abgebrochen und statt ihrer von Fürstbischof Clemens August , einem bayrischen Prinzen, das heutige Barockschloss(1) und die integrierte katholische Kirche errichtet. LeidSt. Trinitatiskircheer kann das Schloss nicht besichtigt werden, da es sich in Privatbesitz befindet.

 

In der evangelischen Schlosskirche St. Trinitatis befinden sich erwähnenswerte Deckengemälde, die das Leben des hl. Clemens Romanus darstellen. Die ursprünglich 1518 erbaute Kirche wurde abgerissen und statt ihrer 1863 die jetzige errichtet.

 

Hausmannsturm

 

Von der Burg sind nur noch der Bergfried, der so genannte Wachtmeister- oder Hausmannsturm, die Brunnenstelle und der „unterirdische“ Gang sowie Reste von zwei Mauertürmen der Vorburg erhalten. Der Brocken

 

Vom Turm hat man bei klarem Wetter einen herrlichen Ausblick auf den Harz mit seinem höchsten Berg, den Brocken, und auf das Vorland.

 

 

(1) Barock

Kunststil von etwa 1600 bis 1750 in Europa, charakterisiert durch Formenreichtum und üppige Verzierungen.

 

 

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5  Lutter am Barenberge

 

Über Othfresen gelangen wir nach Lutter am Barenberge.

 

Fahrtroute von Liebenburg nach Lutter am BarenbergeAm 23. Mai 1618 warfen protestantische Adlige zwei katholische Räte mit ihrem Schreiber nach heftigem Glaubensstreit aus dem Fenster der Prager Burg. Aus 17 Meter Höhe. Sie landeten aber auf einem Reisighaufen, andere schreiben, im Burggraben, mehr oder weniger verletzt. Dieses war der Zündpunkt für den Beginn des 30-jährigen Krieges. Es war der Krieg der Katholiken gegen die Protestanten. Oder umgekehrt.

 

Eine der darauf ausbrechenden Kriegsschlachten fand südlich von Lutter am Barenberge statt. Der Protestant Christian II., König von Dänemark, zog Kriegsgebiet im 30-jährigen Krieg südlich von Lutter am Barenbergemit seinen rund 28.000 Kriegern Richtung Süden, um sein Land und Niedersachsen vor dem Übergriff des katholischen Glaubens zu schützen.

 

Südlich von Lutter traf er auf die Truppen von Tilly und Wallenstein, welche die ebenso starken Heere des Kaisers Ferdinand II. befehligten. Nach einem blutreichen, dreitägigen Kampf wurde der Däne am 27.08.1626 vernichtend geschlagen.

 

Es muss ein furchtbarer Krieg gewesen sein, denn rund 15.000 Krieger und unschuldige Bürger kamen zu Tode. Christian II. floh jetzt Richtung Norden bis nach Jütland, immer verfolgt von Wallenstein und dem einen Landstrich der Verwüstung hinterlassenden Rest seines Heeres.

 

Am 22. Mai 1629 kam es dann zum Frieden von Lübeck. Der dänische König hatte fast alle Bedingungen zu akzeptieren und schied aus dem 30-jährigen Krieg aus, dessen Beendigung am 24. Oktober 1648 durch den „Westfälischen Frieden“ in Münster beschlossen wurde.

 

Die Bedeutung der auf der linken Seite Lutters befindlichen Burg im 30-jährigen Krieg liegt im Dunkeln. Es ist nur bekannt, Burg in Lutter am Barenbergedass einige Krieger des Dänenkönigs dort Zuflucht suchten, aber jedoch bald darauf gefangen (?) genommen wurden.

 

Die Burg wurde im 14. Jahrhundert in dieser noch heute bestehenden Anlageform auf den Resten der 1152 durch einen Krieg zwischen Markgraf Albert dem Bären und Herzog Heinrich dem Löwen zerstörten Burg errichtet.

 

1259 erwarb Bischof Johann I. von Hildesheim die Burg und ließ sie 1270 ausbauen. Um 1318 wurde der noch erhaltene Palas(1) errichtet.

 

Für die Anlage einer Domäne, die jedoch 1960 geschlossen wurde, sind der Wassergraben eingeebnet und die Burgmauern abgerissen worden.

 

Teile der Burg mit dem PalasDie Burgreste verfielen mehr und mehr. Bis 1980 eine Gruppe junger Menschen die Burg erwarb und begann, sie zu ihrem Domizil auszubauen. Sie leben in einer Kommune ohne hierarchische Zwänge und haben mit viel Fleiß und Ausdauer einen Großteil der Gebäude wohnlich hergerichtet. Ein Anbau dient heute als Ferienhaus, in dem des öfteren Studenten wohnen, die in größeren Räumen Seminare veranstalten. Ihren Unterhalt bestreitet die Kommune durch Brotverkauf aus einer eigens hergerichteten Backstube sowie den Betrieb einer Mosterei, Tischlerei, Textildruck , u. u. Doch besuchen Sie doch einmal deren Webseite, Sie werden überrascht sein.

 

Zugegeben, der Besuch des Burginneren mag Leuten, die nur ihren gepflegten Garten als Maß aller guten Dinge ansehen, etwas „fremd“ erscheinen. Es sind nette, junge Leute, die uns herzlich willkommen hießen.   

 

(1) Palas

Wohn- oder Saalbau einer mittelalterlichen Burg.

 

 

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6  Hainberg

 

 

Von Lutter am Barenberge geht unser Ausflug über Wallmoden nach Sehlde. Dort  biegen wir links ab und fahren durch den Hainberg mit seinen herrlichen Buchenwäldern zum Jägerhaus.

 

Ein ausgesFahrtroute von Lutter am Barenberge zum Jägerhauschilderter Weg führt uns rechts abbiegend zum Jägerhaus, wahrscheinlich 1830 von Graf Ernst Friedrich Herbert von Münster erbaut, später Försterei des ehemaligen Fürsten zu Derneburg, jetzt ein nettes Waldlokal.

Der langgestreckte Anbau aus dem Jahre 1936 geht wahrscheinlich auf den damaligen „Reichsjägermeister“ Hermann Göring zurück, der den alljährlichen Hubertusfeiern (3. November, Hubertus` Namenstag) beiwohnte. Der Turmbau wurde im Jahre 1881 errichtet.

 

 

 

In dem Felsen unterhalb des Jägerhauses befindet sich die Hubertuskapelle mit einem Altar und einem in Stein gehauenem Bildwerk. Aber auch an der Außenwand wurde bereits im Jahre 1727 ein derartiges Kunstwerk in Stein gemeißelt. Beide Bilder zeigen einen Hirsch mit Kreuz zwischen dem Geweih, vor ihm ein vor Ehrfurcht erstarrter Jäger.

                                                    

Laut einer Sage lebte in den „Heinbergen“ ein wilder Jäger, der selbst feiertags auf Jagd ging. Als er einmal an eIn den Fels gemeißelte Darstellung der Sageinem Karfreitag einen Hirsch verfolgte und seinen Speer nach iDer Hirsch mit dem Kruzifixhm warf, verwandelte sich dieser in ein glänzendes Kruzifix, das zwischen dem Geweih des Hirsches aufrecht stehen blieb.

Da sank der Jäger dieses anbetend zu Boden und gelobte ein Christ zu werden. Er ließ sich taufen und erhielt den Namen Hubertus, der aufgrund dieser Legende später zum Schutzpatron der Jäger erhoben wurde.

 

ÜbrigHubertusens hat Hubertus wirklich gelebt. Er war ein fränkischer Graf, dann Geistlicher und anschließend sogar Bischof.

  

Der Schöpfer dieser Kunstwerke ist leider nicht bekannt. Wohl aber der Auftraggeber zum Bau der Kapelle. Eine in ihr befindliche lateinische Inschrift lautet, ins Deutsche übersetzt: “Im Jahre 1733 habe ich, Johann Friedrich Anton Freiherr von Bocholtz, diese anlegen lassen. Geliebte Nachkommen, gedenket meiner und betet für mich.“ Zudem wurde in die Decke der Kapelle sein Wappen gemeißelt. Bocholtz lebte von 1680 bis 1755. Ob wohl noch jemand an ihn denkt und für ihn betet?

 

Das äußere Bildwerk wird von zahlreichen Inschriften umrahmt. Viele berühmte Persönlichkeiten, welche die Kapelle besuchten, haben sich hier verewigt.

Aber auch „gemeines“ Volk aus der Jetztzeit, allerdings nicht in gerade künstlerischer Gestaltung. Über dem Eingang zur Kapelle prangt die des Kirchenfürsten „Clemens August Churfürst zu Cölln, Hertzog in Bayern, Bischoff zu Hildesheim...“, der diese Stätte am 4. Oktober 1729 besuchte.

 

Die Kapelle ist verschlossen. Der Schlüssel kann aber in der Gaststätte ausgeliehen werden (Stand 2003), wenn ihn nicht ein Besucher, wie schon geschehen, versehentlich mit nach Hause genommen hat!

 

Die Sofaklippen

 

Tipp: Vom Parkplatz des Jägerhauses führt ein abwechslungsreicher Gras- und Sandpfad zu den Bodensteiner Klippen. Sobald vor Ihnen in Fels gehauene Stufen auftauchen, haben Sie einen Teil von Ihnen, die Sofa-Klippen erreicht.

Eine Felskuppe erinnert frappant an das beliebte Sitzmöbel. Nehmen Sie Platz, gepolstert ist es allerdings nicht, und genießen Sie die herrliche Aussicht!

 

 

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7  Wohldenberg

 

 Fahrtroute vom Jägerhaus zur Burg auf dem Wohldenberg

Der Bergfried überragt die mit dem Herbstlaub geschmückten Bäume. Unsere Fahrt geht nun über Volkersheim und Schlewecke in Richtung Sillium. Schon von weitem begrüßt uns der die herrlichen Laubbäume überragende Bergfried und hofft auf unser Kommen.

Vor Sillium biegen wir rechts ab zum Wohldenberg. Vom Parkplatz führt eine geteerte, schmale Straße zur Burg.

 

Von wem und wann die ehemalige Wasserburg errichtet wurde ist unbekannt. 1172 nennt sich ein Ludolph II. „Graf von Woldebergh“. Ab 1178 tritt dieser Name häufiger auf.

 

Nach 1208 traten die Wohldenberger mit ihrer Die Burg mit der sich links anschließenden St. HubertuskircheBurg zu den Welfen, zu Otto IV., über.

 

Aber im Streit zwischen Kaiser Barbarossa und Herzog Heinrich dem Löwen standen die Wohldenberger auf Seiten des Kaisers. Das bekam Ihnen aber nicht gut, denn Heinrich fackelte nicht lange und zerstörte die Burg.

 Wappen

Sie wurde neu errichtet und 1275 aus Geldnot an den Bischof Otto I. von Hildesheim für 1.500 Mark verkauft. Das Geschlecht der Wöltingeroder erlosch im Jahre 1383.

 

Durch viele Fehden im 14. Jahrhundert wurde aber auch der Geldsack des Bischofs immer dünner und er verpfändete sie für über hundert Jahre an die Familie von Bortfeld.

 

Als Folge der Stiftsfehde gelangte die Burg anschließend an den Herzog Heinrich von Braunschweig.

 

1641 wurde die Burg durch die Beschießung kaiserlicher Truppen zerstört und konnte seitdem kaum noch als Festung genutzt werden. Um 1800 wurde sie auf Abbruch für 500 Taler verkauft.

 Torhaus

Der schmale, tief ausgehauene Burgweg führt uns vor das Torhaus. Die ursprüngliche Zugbrücke wurde nach Zuschüttung des Burggrabens durch einen Steinbau mit Spitzbogentor und rechteckiger Gangpforte, 160 cm hoch, ersetzt.

Links neben dem Tor steht ein Eckturm. Der ehemalige Wach- und Befestigungsturm mit seinen starken Mauern ist jetzt der Glockenturm der Kirche.

Bergfried

 Blick vom Bergfried in Richtung Braunschweig

Vorhanden ist außer den wenigen Mauerresten nur noch der rechts abgebildete Bergfried, der im 2. Weltkrieg (1938 bis 1945) als Flakturm genutzt wurde. Von ihm kann man bei guter Sicht die Kirchtürme von Braunschweig und den höchsten Berg des Harzes, den Brocken erblicken.

 

 

 

 

St. Hubertuskirche vom Innenhof aus gesehen

Das KircheninnereSehenswert ist auch die auf dem Innenhof befindliche St. Hubertus-Kirche, geweiht dem Schutzpatron der Jäger. Sie wurde erbaut im Jahr 1731 von Fürstbischof Clemens von Hildesheim  und ist die Nachfolgerin einer Burgkapelle, die im 30-jährigen Krieg zerstört wurde.

 

 

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8  Schloß Oelber am weißen Wege

 Fahrtroute vom Wohldenberg nach Oelber am weißen Wege

Von Wohldenberg geht unsere Tour über Sillium nach Baddeckenstedt. Dort biegen wir links ab auf die  B 6. Nach wenigen 100 Metern verlassen wir schon wieder diese vielbefahrene Straße  und biegen rechts ab nach Oelber am weißen Wege.

Der weiße Weg war früher eine Verbindungsstraße auf dem Kalkstein des Rasteberges nach Groß-Elbe. Daher dieses schöne Anhängsel.

 

Nach einer Sage war Aschwin von Cramm um 814 Erbauer des Schlosses.

 

Die Vorläuferin des Schlosses war eine Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert, wahrscheinlich erbaut von den von MSchloss Oelbereinersen. Mit diesen und anderen Adelsfamilien teilten sich die von Cramm über viele Jahrhunderte hinweg mit wechselnden Anteilen den Besitz.

 

1588 wurde der mittelalterliche Rundbau im Renaissancestil(1) errichtet. Die Jahreszahl wird belegt durch eine Inschrift mit dieser Jahreszahl an der tonnenwölbigen Tordurchfahrt.

 

Ab 1766 wurden die von Cramm Alleineigentümer des Schlosses und der dazugehörigen Besitzungen.

 

Das Schloss wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach baulich umgestaltet. In vielen Kriegen, insbesondere nach der dreimonatigen Besetzung im Jahr 1626 durch den Kriegsherrn Tilly im 30-jährigen Krieg (s.Lutter am Barenberge), erhielt das Schloss sein heutiges Aussehen. Denn nach dessen Abzug nahmen die Dänen unter Phillip Reinhard von Solms das Schloss ein und verwüsteten es.

 

Die wohl einschneidendste Umgestaltung der Hauptburg erfolgte um 1850 durch den damaligen Schlossherrn Adalbert Hildemar von Cramm. Der Ostflügel wurde modisch erneuert und der Treppenturm erhöht. Er sollte so den Eindruck eines Bergfrieds erwecken.

 

EpitaphKapelleDie südlich liegende Kapelle wurde 1592 bis 1594 von Burchard und Franz von Cramm errichtet. Im Inneren und an den Außenwänden finden wir als Erbbegräbnis(2) zahlreiche Epitaphe (Grabdenkmäler) der Familie von Cramm und der mit ihr verwandten Geschlechter.

 

Das von Crammsche Rittergut mit seinen über 800 Morgen(3) Land, den umfangreichen Viehbeständen und Nebenbetrieben wie Brauerei und Brennerei, gab vielen Familien Lohn und Brot. Eine Ziegelei und ein Kalkwerksbetrieb haben ihren Betrieb vor Jahren eingestellt. Der einst das Schloss umgebende Wassergraben ist trockengelegt und aufgefüllt.

 

Der wohl berühmteste von Cramm der letzten Jahre war Gottfried, der „Tennisbaron“. 1976 starb er im Alter von nur 65 Jahren und fand auf dem Familienfriedhof seine letzte Ruhe.

 

Vor nicht langer Zeit begründeten Helena Freifrau von Cramm und Frau Anna von Veltheim das Oelber-Event. In den umgebauten Pferdeställen können Sie klassischer Musik lauschen, Hummer schlemmen oder auch auf Antiquitätenmessen Altes erwerben. Oktoberfest  und Weihnachtsmarkt, auch auf dem Freigelände im Schatten des Schlosses, sind Jahr für Jahr gern besuchte Veranstaltungen. In der Rubrik „Weitere Ausflugsziele“ finden Sie zur Web-Seite des Oelber-Event. 

 

Übrigens wurde hier in den 1950er Jahren der bekannte Film „Das Spukschloss im Spessart“ mit Liselotte Pulver gedreht. 

 

(1) Renaissance

(1500-1650). Von Italien ausgehender Baustil. Im Kirchenbau wird das Langhaus von einem Tonnengewölbe überspannt, getragen von durch Rundbögen verbundenen Pfeilern. Über dem lichtdurchfluteten Zentrum ruht eine große Kuppel. Beispielhaftes Muster für den Profanbau (Rathäuser, Burgen u.ä.) ist das Gewandhaus in Braunschweig.

(2) Erbbegräbnis

Recht des Patronaten, der für den Unterhalt der Kirche zu sorgen hatte, in dieser eine Familiengruft einzurichten.

(3) Morgen

urspr. Land, das ein Gespann an einem Morgen pflügen kann altes dt. Feldmaß; landschaftlich verschieden zw. 0,255 und 0,388 ha.

 

 

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9  Burg Lichtenberg

 

Von Oelber am weißen Wege kommend biegen wir inmitten des Waldes der Lichtenberge links ab zur Burg Lichtenberg und betreten das Burggelände durch eine Toranlage der äußeren, wahrscheinlich spätmittelalterlichen Ringmauer.

 

Die Burg Lichtenberg, auch Heinrichsburg genannt, diente Heinrich dem Löwen, um  die wichtige Kaiserstadt Goslar, die ihm von Kaiser Barbarossa genommen worden war, zu überwachen und die Handelsverbindungen und Zufuhren zu stören. Und somit war sie die strategisch und historisch bedeutendste welfische Burganlage.

 

Nach der Ächtung Heinrichs (s. unseren gesonderten Bericht über “Heinrich der Löwe“) wurde die Burg jedoch 1180 von Barbarossa eingenommen. 

 

Später war sie ein wichtiger Besitz der Staufen im Kampf gegen Braunschweig. 1206 missglückte ein Versuch der Braunschweiger die feste Burg einzunehmen.

 

1388 gelangte sie durch Erbteilung an Achwin von Salder, der von der noch sehr gut befestigten Burg mit seinen Raubgesellen Kaufleute überfiel, Braunschweigern die Höfe enteignete und Korn stahl.

 

1552 wurde sie von „den wilden Scharen“ des Grafen  Volrad von Mansfeld durch die „mit Pulver geladenen Geschütze einer neuen Zeit“ gänzlich zerstört. Die Trümmerreste dienten dem Aufbau der Domäne Lichtenberg.

 

Die Anlage gliedert sich in die obere Kernburg und eine 20 Meter tiefer liegende, spornartige  Vorburg. Die Kernburg auf einer Grundfläche von 45 mal 80 Metern wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, aber nach 1170, umgeben von einer dicken Ringmauer, errichtet.

 

Besonders bemerkenswert sind die 1957 entdeckte Heizungsanlage für den im Grundriss 10 mal 8,50Meter großen Wohnturm aus jüngerer Zeit und der 60 Meter tiefe Brunnen, sowie die Pflasterung der Einfahrt, die noch heute Schleifspuren der Wagenräder aufweist, die einst die Burg Bergfried der Burg Lichtenbergbefuhren.

1861 wurde der 21 Meter hohe, ehemals runde Bergfried niedergelegt. Von 1892 bis 1893 erfolgte eine erste Restaurierung und der Neubau des Turms, in dem sich jetzt eine Dauerausstellung über die Burg und ihre Geschichte befindet.

 

Am nordöstlichen Hang, unterhalb der Kernburg, liegt der 8 mal 31,5 Meter große Palas(1), wahrscheinlich erbaut von Kaiser Otto IV., dem zweitältesten Sohn Heinrichs des Löwen.

 

Unterhalb der Burg befindet sich ein gern besuchtes Waldlokal.

 

(1) Palas

Wohn- oder Saalbau einer mittelalterlichen Burg.

 

 

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10 Gebhardshagen

 

Sorgfältig zu studierende Fahrtroute von der Burg Lichtenberg nach GebhardshagenÜber Lichtenberg (dort rechts abbiegen in Richtung Salder) erreichen wir Gebhardshagen mit seiner sehenswerten Wasserburg.

 

Erbaut um das Jahr 1000 ist sie eine der ältesten Wasserburgen im Braunschweiger Land. 1154 wurde sie erstmals als hus to dem haghen urkundlich erwähnt. In ihrem Schutz entstand  das 1235 Wasserburg in Gebhardshagenerstmals schriftlich erwähnte Dorf De(in)Indagine, 1312 und 1235 in einer Urkunde Gheverdeshag(h)en genannt.

 

1280 erhielt der Ritter Gebhard von Borgfeld von den Wolfenbüttler Herzögen die Besitzrechte über die Burg und ist somit deren Namenspatron.  

 

1406 zerstörten Truppen des Bischofs von Hildesheim den größten Teil der Anlage. Aber der Braunschweiger Herzog ließ alsbald die Türme und das Zeughaus wieder errichten.

 

1621 wurde lt. Merian anstatt der alten Kapelle St. Nicolaus eine neue Kirche erbaut. Doch deren Turm wurde 1791 von einem Blitz getroffen und völlig zerstört. 1810 wurde erfolgte der Neuaufbau des Turmes in seiner heutigen Form. Von 1862 bis 1864 erhielt die Kirche ein neues Querschiff(1) im neuromanischen(2) Stil. 

 

(1) Querschiff

Der Raum einer Kirche, der quer vor dem Langhaus liegt.

(2) neuromanisch

(1830-1900). Nachahmung des von 1050 bis 1230 angewandten Baustils: Halbkreisförmige Rundbogen. Große ebene Flächen. Dicke wehrhafte Mauern.

 

 

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11 Heiningen

 

Von Gebhardshagen über Lobmachtersen, Flach-Stöckheim, Groß- und Kleinflöthe kommend erreichen wir nach „Überwindung“ des schönen Oderwaldes den Ort Heiningen.

 

Bemalte Figuren aus dem 13. Jahrhundert der Stifterinnen Hildeswit (links) und ihrer Tochter Alburg am südwestlichen Vierungspfeiler in der ehemaligen Stiftskirche, 13. Jahrhundert

Das Epitaph Bischof Bernwards fanden wir zufällig an einer Mauer westlich des Kirchturms. Aus unerfindlichen Gründen sehr versteckt hinter Buschwerk.Trotz fehlender Gründungsurkunde sind sich die Chronisten einig, dass das Kloster Heiningen als Kanonissenstift(1) im Jahr 1001 gegründet wurde.

 

Der Hildesheimer Bischof und spätere Heilige Bernward zog eigens mit den beiden Gründerinnen, der edlen Frau Hildeswit  und ihrer Tochter Alburgis nach Italien, um dort von Kaiser Otto III. die Genehmigung zur Klostergründung zu erbitten. Hierüber liegt ein Bestätigungsschreiben Kaiser Heinrichs II. vor, das dieser 1013 in der bei Werlaburgdorf gelegenen Kaiserpfalz Werla unterzeichnete.

 

Die Kanonissen verfügten über einen beachtlichen Grundbesitz, in und um Heiningen, aber auch im Bistum Halberstadt.

 Die ehemmalige Stiftskirche St. Peter und Paul

Im Jahre 1126 wurde das Stift reformiert und die Augustinerregel(2) eingeführt. Die ehemalige Stiftkirche St. Peter und Paul diente auch der Gemeinde als Gotteshaus. WirtInnenhof des Klosters mit Blick auf den Taubenturmschaftlich bedeutend war die 1140 erteilte kaiserliche Erlaubnis, einen Wasserlauf der Oker nach Heiningen zu führen.

 

Trotz des hohen Grundvermögens der Augustinerinnen war das Kloster im hohen Mittelalter verarmt. Ursachen waren der Ausbruch der Pest und schlechte Ernten.

 

1451 erhielt der Prior Berthold des Sülteklosters in Hildesheim die Verwaltung. Durch ihn kam das Kloster wieder zu Wohlstand und konnte ca. 100 Ordensfrauen aufnehmen.

 

Um 1569 ließ Herzog Julius von Braunschweig die Reformation(3) im Fürstentum Braunschweig einführen und die Ordensfrauen wurden gezwungen, das lutherisch-evangelische Bekenntnis anzunehmen.Die ehemalige Stiftskirche St. Peter und Paul. Ungeklärt ist die die deutliche Südabweichung des Querhauses und des Chores von der Langhausachse.

 

Aber 1624 besetzte der Hildesheimer Bischof im Zuge der Reform das Kloster wieder mit katholischen Ordensfrauen und richtete hier eine Pfarrstelle ein.

 

Im 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648) wurden das Kloster und die Kirche ausgeplündert und z.T. stark zerstört. Die Kirche wurde am 5. Oktober 1658 neu konsekriert und die Klostergebäude nach 1661 wieder aufgebaut.

 

Ein Kleinod ist das so genannte Bernwardskreuz, vermutlich um 1200 entstanden. Unter dem IHS-Monogramm soll sich ein von Bischof Bernward gestiftetes Partikelchen des Heiligen Kreuzes von Jerusalem befinden.Die Kriegsfolgen aus dem 17. und 18. Jahrhundert setzten Heiningen sehr zu. Nachdem im Jahre 1806 das Kloster an das Königreich Westfalen gefallen war, wurde es 1810 aufgehoben. Die Ländereien wurden an Johann Samuel Markworth aus Schöningen verkauft und kamen somit in Privatbesitz. Als Erbschaft übernahm daraufhin Markworths Tochter Christiane das Klostergut. Sie war verheiratet mit dem Braunschweiger Woll- und Hopfenhändler Carl Degener, der dann die Bewirtschaftung übernahm.

 

Nach Carl Degeners Tochter Sigrid übernahm 1954 deren Bruder Carllutz die Geschäfte. Zwecks Abwendung eines Konkurses verkaufte dieser 1982 die gesamte Ackerfläche.

 

Und heute ist dessen Sohn Andreas Degener, ein gelernter Landwirt, Besitzer des Anwesens. Er pachtete Land, schaffte eine Kuhherde an, deren Milch in der hauseigenen Käserei von ihm selbst verarbeitet und im auf dem Gelände befindlichen Hofladen verkauft wird. 

Erbbegräbnis der Famile Degener

Die Klosterkirche wurde der Gemeinde als Gotteshaus zugewiesen und 2001 restauriert.

 

An der Innenseite der nördlichen Klostermauer wurden zahlreiche, stark verwitterte Epitaphe(4) befestigt.

 

Durch ein verschlossenes Gitter können wir einen Blick auf einige Särge des unter dem Kirchturm befindlichen Erbbegräbnisses(5) der Familie Degener  werfen. Hinweise auf die Vergangenheit der Stiftskirche St. Peter und Paul als ehemalige Patronatskirche(6).

 Wetterfahne auf dem Taubenturm

AuffälTaubenturmlig ist der Taubenturm, der uns beim Betreten des Gutes sofort ins Auge fällt. Auf seiner Wetterfahne lesen wir die Jahreszahl 1786.

 

Gehen Sie einmal über das Gelände und rufen Sie die Geschichte in Ihr Gedächtnis zurück. Sehen Sie Ordensfrauen über das Gelände eilen oder im stillen Gebet verharren.

 

Und gehen Sie abschließend in die Klosterschänke. Der etwas triste Eindruck des Lokals lässt nicht erahnen, dass es hier mit die leckersten Grillhaxen im Braunschweiger Land gibt, zumindest für uns (Stand 2002).

 

Quellen: Braunschweiger Zeitung und "Heiningen, St. Peter und Paul", erschienen im Euro Art Verlag Kurt L. Lehner, Passau 

 

(1) Kanonissen

Weibl. Mgl. der Kanonikerorden. Die meisten Kanonissenstifte (Klöster der K.; seit dem 6.)Jh.) wurden nach Reformation und Säkularisation aufgelöst oder in Damenstifte umgewandelt.

(2) Augustiner

Zusammenfassende Bezeichnung für zahlreiche (männl. und weibl.) kath. Klostergenossenschaften,  die nach der wohl auf Augustinus zurückgehenden Augustinusregel (A.-Regel) leben. Zu den A. zählen die A.-Chorherren, die A.-Eremiten. Bedeutende dt. Augustiner waren Luther, Abraham a Sancta Clara, G.)Mendel.

(3) Reformation

Durch Luther ausgelöste Bewegung zur Erneuerung der Kirche im 16. Jh., die zur Bildung der protestantischen Kirchen führte.

(4) Epitaph

Gedenktafel mit Inschrift für einen Verstorbenen an einer Kirchenwand oder an einem Pfeiler.

(5) Erbbegräbnis

Recht des Patronaten, der für den Unterhalt der Kirche zu sorgen hatte, in dieser eine Familiengruft einzurichten.

(6) Patronat

Rechtsstellung des Stifters einer Kirche oder seines Nachfolgers (mit Vorschlags- oder Ernennungsrecht und Unterhaltspflicht für die Pfarrstelle).

 

 

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12 Dorstadt      

 

 Das Herrenhaus

Unsere letzte Station führt uns nach Dorstadt zu dem inmitten des Ortes rechts gelegenen ehemaligen Augustinerinnenkloster(1), 1189 von dem Edelherrn Arnold von Dorstadt hier gegründet. Doch dessen Vollendung erlebte er nicht mehr.

 

Die Klosterinsassen vermehrten ständig ihren Besitz auf 3.000 Morgen Acker. Doch 1327 war man gezwungen, aus wirtschaftlichen Gründen Land zu verkaufen. 1438 brannte der größte Teil des Klosters nieder und wurde neu errichtet.

Herrenhaus vom Park aus gesehen

 

1543 wurde es im Zuge der Reformation(2) gezwungen, den evangelischen Glauben anzunehmen.

 

Doch bereits 1547 gelang es Herzog Heinrich von Braunschweig, das ihm schon einmal gehörende Kloster zurück zu kaufen. Und die Nonnen wurden wieder katholisch.

 

1568 reformierte jedoch dessen Sohn Herzog Julius das Kloster erneut und die verwirrten Nonnen wurden wieder evangelisch. Und das blieb so bis 1630. Denn in diesem Jahr erwirkte der Erzbischof Ferdinand von Köln, dass  Dorstadt wieder der Diözese(3) Hildesheim zugeordnet und somit wieder katholisch wurde.

 

Aber nun durften die evangelischen Nonnen, ohne wieder katholisch werden zu müssen, endlich gehen. Das Kloster blieb lange Zeit unbewohnt. Später wurde es jedoch wieder nach und nach mit katholischen Nonnen „besetzt“.

 

Überreste der abgebrannten Kirche1646 fielen bis auf den Kirchturm abermals sämtliche Klostergebäude einem Großfeuer zum Opfer.

 

Zwischen 1680 und 1720 wurde es von Probst Wischmann im Stil des Frühbarock(4) neu errichtet. Das Klosterleben kehrte zurück.

 

Doch 1810 wurde es ein Opfer der von Napoleon verordneten Säkularisation(5) und wurde an den Braunschweiger Bankier Wilhelm Löbbecke verkauft.

 

1919 brannten das Kloster und die Kirche wiederum ab. Das Kloster wurde neu errichtet, die Kirche jedoch nicht. Ihre immer noch beeindruckenden Überreste strahlen jedoch den geheimnisvollen Charme des Vergangenen aus.

 

1947 brannte der Westflügel des Klosters aus und wurde 1983 mit einem Dachstuhl in der Form des Originals versehen.

 

Das Anwesen befindet sich noch Das ehemalige Klosterimmer im Besitz der Löbbeckes. Nur, dass ihr Name heute den adligen Zusatz „von“ beinhaltet. Das so genannte Herrenhaus (oben links abgebildet), früher Sitz der Priorin(6), dient dem Eigentümer als Wohnhaus. Das ehemalige Kloster (links) mit seinem  sehenswerten Kreuzgang beinhaltet vermietete Wohnungen. In den Stallungen befindet sich ein Museum mit vielen Landwirtschaftsgeräten aus längst vergangenen Zeiten.

 Teich im Gutspark

Unendlich erscheint der sich hinter dem Herrenhaus befindliche Gutspark mit seinem idyllisch gelegenen Teich, auf dem sich die Enten tummeln. Die ausgedehnten Rasenflächen lassen die von Löbbeckes kaum vom Sitz des Rasenmähers kommen, wie uns die charmante Schwiegertochter des „alten“ von Löbbecke erklärte (2002). Besitz verpflichtet. Besitz macht aber auch Arbeit.  

 

 

Abschließend noch ein Tipp: Anlässlich des „Tages des offenen Denkmals“ ist das Anwesen zu besichtigen! Aber bitte vorher erkundigen.

 

(1) Augustiner

Zusammenfassende Bez. für zahlreiche (männl. und weibl.) kath. Klostergenossenschaften,  die nach der wohl auf Augustinus zurückgehenden Augustinusregel (A.-Regel) leben. Zu den A. zählen die A.-Chorherren, die A.-Eremiten. Bedeutende dt. Augustiner waren Luther, Abraham a Sancta Clara, G.Mendel.

(2) Reformation

durch Luther ausgelöste Bewegung zur Erneuerung der Kirche im 16. Jh., die zur Bildung der protestantischen Kirchen führte. 2. Erneuerung, geistige Umgestaltung, Verbesserung.

(3) Diözese

Amtsgebiet eines katholischen Bischofs

(4) Barock

Kunststil von etwa 1600 bis 1750 in Europa, charakterisiert durch Formenreichtum und üppige Verzierungen.

(5) Säkularisation

Verweltlichung, Loslösung aus den Bindungen an die Kirche.

(6) Priorin

Klostervorsteherin

 

 

Und nun geht es Fahrtroute von Dorstadt nach Schöppenstedtheim. Bei Ohrum verlassen wir die B4 und fahren über Neindorf, Klein – Denkte nach Groß-Denkte, am Rande der Asse. Zur Rechten dieses schönen Höhenzuges gelangen wir über Mönche-Vahlberg zur ersten Station unseres Ausfluges, Groß Vahlberg. Aber das Rittergut derer von Münchhausen kennen Sie ja schon.

Wir fahren noch einmal an dem auf der Höhe zu sehenden Galgenberg vorbei, an dem...

 

 

Wir werden wie immer von unserem Mariechen begrüßt. Und Sie? Übrigens unsere kuriose, kleine Kirche wird Ihnen in Tour 6 unter Punkt 1 vorgestellt!

 

Für Berichtigungen oder Ergänzungen zu dieser Tour sind wir jederzeit dankbar. Schicken Sie uns dann doch bitte eine Nachricht.

 

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Kurzfassung für Eilige

 

                                

 

 

 

1 Groß Vahlberg

Rittergut mit großem Park der Familie von Münchhausen.

2 Klein Vahlberg

Zwei Hügelgräber, Meescheberg und Galgenberg.

3 Hornburg

Ein Kleinod mit zahlreichen Fachwerkhäusern und einer Burg.

4 Liebenburg

Erst Burg, jetzt Schloss. Und die St.-Trinitatis-Kirche.

5 Lutter am Barenberge

Eine Burg und der 30-jährige Krieg.

6 Hainberg

Hubertuskapelle und die Bodensteiner Klippen.

7 Wohldenberg

Burgreste mit Bergfried (Aussichtsturm) und die St.-Hubertus-Kirche.

8 Schloss Oelber

Das Schloss derer von Cramm.

9 Lichtenberg

Eine ehemalige Burg Heinrichs des Löwen.

10 Gebhardshagen

Eine der ältesten Wasserburgen im Braunschweiger Land.

11 Heiningen

Ehemaliges sanierungsbedürftiges Kloster mit sanierter Kirche.

12 Dorstadt

Ehemaliges Kloster, restauriert und in Privatbesitz, mit Kirchenruine und Park.

 

 

 

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